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Ein Brogden ensteht

  • Harald Bertsch
  • 12. Aug.
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. Aug.

Ein lang gehegter Wunsch nach einem Einleiner wird endlich wahr. Ein Brogden entsteht. Das Vorbild ist ein historischer Drachen mit dem der Engländer Charles Brogden in den ersten Jahren des 20.Jahrhunderts Höhenweltrekorde geflogen ist.


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Hier ein Baubericht von meinem Brogden.


Der Anfang war schon einige Monde her und zurzeit befindet sich der Drache immer noch im Bau. Also ist das Ende der Geschichte noch offen.

Aber ich wollte diesen Drachen mit modernen Materialien bauen und auch die Segel sollten etwas anders werden. Da mir die Kochdrachen mit ihrem Flechtdesign sehr gut gefallen und mein North Shore Radical in dieser Technik eigentlich gut fliegt, sollte es ein „Löcherdrachen“ werden. Nein nicht die geflochtenen Bänder von Koch abkupfern, ich wollte ein eigenständiges Design machen. Und heraus kamen solche, ich nenn sie mal Triangel.

Mit einer Groben Zeichnung von den Segelgrößen versuchte ich so ein „Triangel“ aufs Papier zu bringen. Als erstes eine Zeichnung (entnommen aus der DrachenWiki gezeichnet von Hermann Reincke. Die Konstruktion ist auch als Hermann’s Brogden bekannt.)


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Und hier meine Konstruktion der Triangel:


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Umgesetzt auf eine Pappschablone, da ich ja so etliche Triangel benötigen werde.


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Und hier mal eines der ausgeschnittenen Triangel.


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Den Stoff habe ich aus einem gebrauchten Gleitschirm geschnitten, der laut Micha @mic aus Mendig aus dem Schirm eines Belgiers stammt, der damit in der Wüste von Sanddünen geflogen ist… naja in die Wüste will ich meinen Brogden nicht schicken, aber ich hoffe doch mal in die Sandkiste in Sankt Peter Ording.


Da der Spinnaker ja nicht heiß geschnitten wurde und dann zum ausfransen neigt, bekommt er einen Saum. Ich verwende hierfür gerne sogenanntes Biastape , ein doppelt gefalztes Saumband von der Rolle. Bis jetzt habe ich bereits über 320 Meter verbaut an dem Drachen. Hier mal ein Bild wie ich das


Saumband am Triangel fest stecke.


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Und natürlich auch unter meiner Maschine dann fest tackere.


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So schauen sie dann aus, meine Triangel. Es war eine Serienproduktion für einsame Abende mit einem lauten Radio, das viel Southern Rock und Country Rock spielte.


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Und dann kam das zusammenstecken der Triangel, hier noch welche ohne Rand, aufgehängt an einer Wand in einem einsamen Hotelzimmer in Osnabrück. Ich war dort beruflich unterwegs und wollte die langen Abende nutzen. Was macht man auch abends in Osnabrück, wenn man Langeweile hat und vom Italiener wieder zurück ist?


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Ein paar Wochen später (das Projekt muss immer mal wieder reifen in mir :-) dann mal die einzelnen Segelsegmente aufm Küchenboden ausgelegt. Immer mal wieder die Idee reifen lassen.


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Naja aus Platzmangel sinds nur halbe Segel, die daliegen.


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Damit die Segel auch Stabilität bekommen, habe ich einen 3cm breiten Rand um die Segel genäht. Zuerst wieder die Streifen aus dem Gleitschirm geschnitten und dann einseitig gesäumt und vernäht.


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Da ich ohne Dacronverstärkungen auskommen will, habe ich beschlossen die Segel zusätzlich mit Kleiderband einzufassen. Dieses, so meine Überlegung soll das Segel vor Verzug schützen und auch die Zugkräfte entsprechend aufnehmen.


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An jeder Ecke habe ich so eine 11cm lange Schlaufe stehen gelassen. Keine Ahnung ob ich diese noch brauche oder zum Schluss schlicht abschneide. Da die Schlaufe vernäht ist, kann ich sie getrost dann kappen, wenn sie überflüssig ist.


Zu guter Letzt musste natürlich wieder mein Saumband das Kleiderband verstecken. Also wieder meine Stecknadeln raus und das Saumband an die einzelnen Segel geklöppelt.


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Segelverbindungen und Leitkanten


Beim Brogden werden die Segel ja an Bändern oder Schnüren ähnlich wie einem Roloplan verbunden. Ich habe mich für eine Lösung mit Bändern entscheiden, weil man sie auch von unten sehen kann. Als Band habe ich ein Köberband mit 10mm breite und 0,4mm Dicke entschieden. Die äußeren Bänder will ich mit sogenannten Schiebern für Bänder versehen um dann bequem auf der Wiese die richtige Spannung einzustellen. Sind solche Schieber, die an den weiblichen Dessous für den richtige Sitz sorgen. Aber keine Sorge, der Brogden wird deshalb nicht gendern und sich als Brogdine herausstellen. An meinem 7.6er Flaki leisten solche Dessous Kleinigkeiten sehr gute Dienste um das Klettband zu unterstützen.


Hier die Bänder am oberen Segel. Die Aufnahme zeigt das Segel von hinten.


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Die Aufnahme der Querstangen sollten laut Plan analog der Leitkante eines Lenkdrachens in einer Stabtasche geführt werden. So wie bei einem Phönix. Da mir aber der Gedanke einer anderen Konstruktion gefiel, tackere ich kurzer Hand kurze Schlaufen an die obere Kante jedes Segels und führe später die Stäbe sichtbar durch. Keine Ahnung ob sich das negativ oder gar positiv auf das Flugverhalten auswirkt. Für meine Sicht, wirkt es sich aber positiv auf das Erscheinungsbild aus.


Hier die Querstangenhalterungen von vorne.


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Und so schaut derzeit mein Brogden aus. Ausgelegt in meinem Wohnzimmer. Die Abstände der Segel stimmen noch nicht, ich hatte wenig Platz. Und es sind sehr viele Nähfehler im Segel enthalten, da ich den Drachen so nach und nach beim Bauen konstruiere und so auch auf Gegebenheiten stoße, die ich einfach mal als gegen akzeptiere. Beispiel sind die 3cm Ränder, die an den Ecken den Saum innen bis zur Außenkante führen… kann man eleganter lösen, wenn man vorher drandenkt.


Aber schaut selbst…


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Sorry für das etwas unscharfe Handybild. Die nächsten werden wieder besser, versprochen.

So als Gestänge plane ich als Kiel einen 8er CFK Stab, der mit einem 6er gefüttert wird und ebenfalls 8/6er obere Querstrebe und dann zwei 6/4er Querstreben und unten eine 3er Querstrebe

Der Brogden soll eine Höhe von ca 2m bekommen und eine ebensolche Spannweite am größten Segel.


So wie ich die nächsten Schritte fertig habe, wird ich die Baudoku weiter führen. Ich hoffe ich habe euch nicht gelangweilt und bin auf Kommentare und Tipps sehr dankbar.


November 2024:

heute habe ich das Gestänge bestellt... Ich verbaue Pfeilschäfte von Skylon. Diese lassen sich gut teleskopieren und sind günstiger als die reinen Carbonrohre.

Gut die dünnen 4er und 3er Rohre werd ich wohl aus dem Drachenhandel beziehen.


Januar 2025:

nachdem der Weihnachtsspeck im Griff und der Pulverrauch von Silvester verfolgen ist, hatte ich endlich wieder Zeit um an dem Brogden weiter zu arbeiten.


Ich habe mal geschaut wie ich die Bänder zwischen den Segeln so bauen kann, dass ich auch ggf. mal nachstellen kann. Ich bin dann im Miederwarenschrank meiner liebsten Drachenpartnerin fündig geworden. Ich fand die Art wie das bei den BH Trägern gemacht wird richtig gut.


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Also kurzerhand im Kurzwarenbedarf umgeschaut und 10mm Metallringe und 10mm sogenannte B-Ringe (so nennen sich die Schieber) gekauft.


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Dann habe ich die Ösen für die O-Ringe aus 10mm Köperband gebaut und die kommen dann am jeweils unteren Segel hinter den Querstab. Es fehlen noch die O-Ringe, die kommen vor dem Vernähen natürlich noch dran.


Aus den Köperbändern habe ich dann auch die Bänder gebaut, die am oberen Segel angebracht werden und dann mit dem unteren Segel verbunden werden.

hier mal ein Ausschnitt zwischen zwei Segeln.


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Auch die Kielstabführungen jeweils oben und unten am Segel habe ich mir aus dem Köperband genäht.


Und hier habe ich mal einen Zwischenstand des Segels auf meinen Wohnzimmerbodens gelegt. (Bitte beachtet die Unordnung drum rum nicht)


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Übrigens das Problem mit dem Faden habe ich nicht mehr. Aber was es war kann ich leider nicht sagen, es war plötzlich weg. Soll ja gut sein.

es geht ein Stückchen weiter, naja ähnlich der Ernährung des Eichhörnchens.


Zunächst musste ich die langen Bänder wieder abtrennen. Blöd wenn man Schritt 5 vor Schritt 1 macht. Naja, ich lern dazu.

Habe zuerst die B-Ringe auf das Band genäht.


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Dann das Ganze dann am Ring des jeweils unteren Segels eingefädelt. Immer schön drauf achten, was vorne und hinten ist.


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Als nächstes musste der Abstand des oberen Segels mit dem unteren Segel ausgemessen werden und der B-Ring entsprechend ausgemittelt werden, sonst macht der Versteller keinen Sinn, wenn der schon am Anschlag steht.


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jeweils zwei Nähte auf die Saumbänder. Die unteren Saumbänder sind ja rundherum mit Kleiderband als Verstärkung und Zugentlastung hinterlegt.


Und so schaut das Ganze dann von Vorne aus.


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Heute Abend will ich versuchen die anderen Segel auch noch zu verbinden.


Februar 2025:


es geht weiter.

Ich habe endlich die Verstärkungen an den Segelenden mit den Spannschlaufen für die Querstäbe fertig bekommen und die Querstäbe gebaut und eingefädelt.

Gut, der Kiel fehlt noch, aber das wird auch noch werden.


Ich habe folgenden Bestabungsplan zu Grunde gelegt:


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Und diese Stäbe habe ich benutzt:

  • 3m: CFG Vollstab

  • 4mm: CGF Rohr

  • 6mm: Skylon Radius 4.2 Pfeilschaft Carbon 450 Spine

  • 8mm: Skylon Edge 6.2 Carbon Spine 500

die beiden Pfeilschäfte lassen wunderbar ineinanderschieben.

Für den Kiel werde ich dieselben Schäfte nehmen.


Und so hängt er derzeit im Wohnzimmer rum ;.)


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aber weder das Layout des Segels, noch des Gestängeplans stammt aus meiner Feder. Ich habe da den Plan: Hermann's Brgden aus der DrachenWiki genommen.


Ich habe gelesen, dass der Brogden eine starke Vorspannung benötigt. "Man muss ihn fast zu einem Halbrund spannen, sonst fliegt er nicht stabil." Hermann schreibt, dass er 28cm Abstand vom Querstab zur Spannschnur hat bei großen Segel.. das ist mein Anhalt.


man kann es auch hier sehen auf dem Bild:


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Bild hatte ich aus der DrachenDatenBank, die ja nicht mehr funktioniert.


Ich freu mich schon wenn ich mal endlich auf die Wiese kann mit dem Vogel.



Jungfernflug Mai 2025

lange ist der Brogden in der Drachentasche gelegen. Entweder hatte es zuwenig Wind, schlechtes Wetter oder ich keine Zeit.... aber heute war es soweit... Sonne, guter Wind und ich hatte etwas Zeit.

Also auf Richtung Wiese und den Brogden aufgebaut.

Heute endlich den Jungfernflug meines Brogden erfolgreich absolviert. Bei 3 bft durfte er an die Leine, stand schön am Himmel und entwickelte einen kernigen Zug obwohl er nur 2,10 x 2,10 groß ist und viele Löcher hat.

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Schonmal einen Anker in den Boden gehämmert und die Flugleine mit einem doppelten Stübinger (Knoten) dran befestigt und etwas ausgelegt. So wie in der Anleitung zu Hermanns Brogden beschrieben. Um die Waage final einzustellen.


Aber ich hatte Glück und die Waag stimmte. der Brogden zog direkt nach oben. Gut er tendierte leicht nach links zu fliegen. Dann die Bänder des oberen Segels auf der linken Seite etwas bachgetrimmt. Jetzt flog er stabil am Himmel.


Hier ein paar Bilder vom Jungfernflug...


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und im Vordergrund der herrlichen Ginster am Wiesenrand


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Es hat gutgetan und Spaß gemacht mal wieder auf der Wiese einen neu gebauten Drachen zu lüften.


Es hat mich richtig gefreut, dass er so willig beim ersten Start nach oben gezogen hat. Aber für einen Drachen der Größe - so knapp über 2m x 2m - hat er richtig Zug entwickelt und flog einen relativ steilen Leinenwinkel.

Nach ner Stunde bin ich glücklich und zufrieden wieder heim marschiert.


Gruß

Der Indianer


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