Die Wensburg oder ein herrlicher Tag im November
Allerheiligen 2016 einer dieser letzten schönen Tage wenn der November kommt.
Unweit von Harscheid ist eine alte kleine Burg und wir wollten schon immer mal dorthin gehen. Aber sind nie dazu gekommen.
Eigentlich wollte ich bei diesem herrlichen Wetter mit meinen Drachen spielen, aber der Wind hatte irgendwie gestern zu viel Halloween gefeiert und war schlafen gegangen.
So kams, dass ich meine Cowboystiefel anzog, mir ein Wurstbrot einsteckte und ne kleine Karte vom Umkreis von Harscheid in die Tasche steckte. So machte ich mich bei Sonnenschein und blauem Himmel auf den Weg aus dem Dorf in Richtung Lierstal.
Das ist die Richtung die ich nehmen will.
Der Herbst hat Einzug gehalten und es ist ein letztes Aufbäumen des Sommers ehe die Nebel und die Herbststürme kommen und uns auf den Winter vorbereiten.
Aber das Licht im Herbst ist einfach ein Traum und es heißt Sonne tanken ehe die dunklen Tage kommen.
Die Wege lagen schon voller Laub und das Dach des Waldes ist schon ein gutes Stück gelüftet. Das bescherte mir aber viele Sonnenstrahlen an diesem Novembertag.
Ab und an durchquerte ich Lichtungen, die die Jäger für das Wild entlang des Baches angelegt haben. Hier ist es angenehm zu gehen.
Am Totholz gedeihen prächtige kleine Pilzgruppen, die ihre Hüte keck in die Höhe recken. Bald, wenn die ersten Nachtfröste kommen, sind sie Geschichte.
Viele der Buchen haben bereits ihr Laub abgeworfen und bereiten sich auf die bevorstehende kalte Jahreszeit vor.
Immer wieder muss ich den Farbenzauber bewundern, mit der die Natur sich vom Sommer verabschiedet. Als wie wenn sie nochmals ein Fest mit üppigen Farben und Früchten feiert.
Der Rupperather Waldbach plätschert munter vor sich hin und wird bald in den Wenzbach münden, der meinem Ziel, der Wensburg den Namen gab.
Und dann sorgte die noch warme Novembersonne für dieses Rot im Wald und sorgte so für Kurzweil
Diese Farben lassen mich immer wieder innehalten und die ganze Schönheit der Natur genießen.
Auch diese Diestel zeigen im Tau ihre letzten Tage ehe sie der Frost dann endgültig dahinraffen wird. Der nächste Windstoß wird ihre Samen dann über das Tal verstreuen.
Eine alte Bauarbeiterbeiterhütte am Wegesrand. So wie meine Fensterblumen, wachsen hier Waldreben aus dem Wagen heraus oder in den Wagen hinein. Solche Kleinoder machen diese Wege und Spaziergänge immer wieder zu einer Bereicherung.
Und dann ein Blick wie im Schwarzwald… Hohe Tannen säumen den Weg und es kommen heimatliche Gefühle auf. Ich liebe es durch dunkle Tannenwälder zu gehen. Ja der Schwarzwald fehlt mir.
Eine Kastanie begrüßt mich und bot mir an Blätter für meine Garnelen zu sammeln. Dieses Angebot nahm ich gerne war und jetzt trocknen sie zu Hause auf der Leine. Ich denke meine Garnelen werden sich im Winter für die leckeren Blätter bedanken.
Wenn ich mir das Bild so anschaue, dann hat Gottes Farbenkasten wohl keine Begrenzung seiner Farben und Formen. Da kommt man sich mit seinen Sorgen und Nöten auf einmal ganz klein vor. Und doch sorgt er auch damit für die kleinsten seiner Geschöpfe für die kalten Tage... das gibt Hoffnung und Licht, denn auch ich kann mich darauf verlassen, dass er für mich sorgt.
Unmittelbar hinter der Kastanie zeigte sich zum ersten Mal mein Ziel. Die Ruine der Wensburg. Erbaut im 13. Jahrhundert von dem Hause Gymnich.
Während am Boden lustige kleine Igel lagen und man könnte meinen, sie wollen die braunen Blätter fressen.
Aber bereits kurz nach dem sie auf dem Boden aufkommen, werden sie von den Bewohnern des Waldes aufgesucht. Sie lieben die köstlichen Früchte aus den stacheligen Hüllen.
Hier zeigt sich das Ende des Lierstales und ich kann die Motoren der Motorräder hören, die schon mit Vorfreude auf die Serpentinen durch das Tal donnern.
Ja auch wir sind so oft hier durchgedonnert und haben uns auf die Serpentinen gefreut und nie auf die alte Ruine geachtet.
Man sollte einfach öfters man innehalten und nach Rechts Links des Weges schauen. Es verbirgt solch manches Wundervolle dort.
An diesem Novembertag hängen noch die letzten Äpfel an den Bäumen und dienen den Vögeln als Nahrungsquelle wenn der Winter kommt.
Der Wenzbach kommt hier am Waldrand auf die Lichtung ehe er dann in den Liersbach mündet. Dieser fließt am Eingang des Tales in die Ahr um dann mit dieser in den Rhein zu fließen.
Ziel erreicht, wie das Dornröschenschloß zeigt sich das untere Eingangstor und ich muss durch Gestrüpp meinen Weg bahnen.
Aber leider war da keine schlafende Schönheit hinter dem Tor.
Das heißt, doch, es ist der Platz und die Ruine selber, die Schönheit, die da schläft. Aber zum Aufwecken reichen wohl meine Möglichkeiten nicht.
Ich hatte keine Strumpfhose dabei :-)
Die alte Wehrmauer aus Feldsteinen erbaut dient heute einem Farm als Podestplatz. Einst eine 7 Meter hoher Ringwall der heute maximal 3 Meter an manchen Stellen misst.
Und eine Kolonie dieser Pilze arbeitet daran einen alten Baum zu zersetzen und für neues Leben Platz zu machen.
Die kleine Buche ist längst der alten Burg übers Dach gewachsen. So holt sich die Natur wieder das zurück, was einst die Altvorderen mit Schweiß und Tränen ihr abgerungen hatten.
Die wehrhaften Mauern des Hauptgebäudes trotzen noch Wind und Wetter und die Menschen unterließen es hier die Ruine als Steinbruch zu nutzen
Das nördliche Tor in Richtung Obliers auf einem schmalen Grad damit die Feinde der ehemaligen Burgherren wenige Möglichkeiten hatten sie anzugreifen.
Wenn man die Augen schließt, dann kann man sie wieder sehen, die stolzen Rittern auf ihren Streitrössern und die fröhlich singenden Bugfrauen mit ihren Bändern im Haar.
Im Burghof steht ein uralter Apfelbaum der aber immer noch seine Früchte trägt. Da niemand mehr dort wohnt und köstlichen Apfelkuchen daraus bereiten mag, findet man sie neben dem alten müden Stamm auf dem Boden.
Ich denke es gibt sie noch die dankbaren Abnehmer der köstlichen Früchte. Ob der Baum dereinst aus einem weggeworfenen Apfelbutzen eines hübschen Burgfräuleins entsprungen ist oder schlicht ein müder Wanderer hier seinen Apfel vergessen hatte aus dem der Sprössling hervorkam, denke ich, kann heute keiner mehr sagen.
Aber träumen von der hübschen Maid und ihrem Apfel darf man doch.
Der Liersbach, der dem ganzen Tal seinen Namen gab und auch die Bäche aus dem Harscheider Wald fließen am Ende in den Liersbach.
Ein Tintenröhrling der sich langsam auflöst und Blutrot runtertropft.
Schön anzusehen, so schön wie du ausgesehen hattest als wir noch gemeinsam durch die Wälder wandern durften.
Und so rot wie mein Blut wenn es mir das Herz zerreißt wenn ich an dich denke und dies alles nun alleine erleben darf.
Aber ich weis auch dass du dabei bist und es immer sein wirst wenn ich durch die Eifel streife.
Beim Rückmarsch zeigen sich dann die Vorboten der kommenden Zeit…
die Netze der Spinnen im Ginster sind verziert mit Tautröpfchen. Es schaut aus wie kleine zarte Nebelschwaden.
Auch das Gras sammelt fleißig die nächtliche Feuchtigkeit und bildet feine Glasperlen an den trockenen Halmen.
Da fällt mir doch das Gedicht von Engelbert Schinkel ein, das zu dieser Zeit das ausdrückt was ich zur Zeit fühl
Morgennebeltau
Morgennebeltau
bedeckt den Zaun aus Holz
an dem ich steh'
ich konnt nicht schlafen
wieder mal
wie so oft
seit du gingst
und nun versuche ich
im Nebel
einen Schatten zu sehn
dich darin zu entdecken
doch nichts passiert
nur meine Hände
werden kalt
Eines schöner als das andere und weist doch vehement daraufhin, dass bald der Nebel und das graue Wetter Einzug halten wird. Ja dass der Winter nicht mehr lange hin ist. Aber es bedeutet auch, dass dann bald Weihnachten vor der Tür steht. Es kommt wie immer auf den Standpunkt an.
Ein giftiger Kerl leuchtet mich vom Wegrand an und dient wohl den Tieren auch als Nahrung. Ein schönes Exemplar das da im Moos steht.
Dann bin ich noch bei Sabine vorbeigekommen und ihr ein paar letzte Wiesenblumen ins Gesteck gepackt. Bald muss ich ihr Grab für den Winter vorbereiten. Die Zwiebeln für den Frühling sind schon lange im Boden.
Und hier habe ich mal den Weg eingezeichnet den ich gegangen bin. Naja die Zeit hat mir nicht gereicht, da ich an so vielen Ecken stehen blieb und die Wunder der Natur bewundert habe.
Im Juli 2017 sind wir dann zu Dritt zur Burg gewandert und die Sommerbilder will ich euch nicht vorenthalten.
Dabei fiel uns das kleine Gedicht von Theodor Storm ein und so machten wir uns auf den Weg.....
Ein grünes Blatt
Ein Blatt aus sommerlichen Tagen,
Ich nahm es so im Wandern mit,
Auf dass es einst mir möge sagen,
Wie laut die Nachtigall geschlagen,
Wie grün der Wald, den ich durchschritt.
Autor: Theodor Storm
Wir, das sind
Hanna,
Marcus und meinereiner.
Auch einige alte Bekannte haben wir wieder getroffen. Nur zeigten sie sich in ihrem luftigen Sommerkleid und nicht wie beim ersten Mal in der Herbstkollektion.
Die Herbstlichen Disteln mit ihren flauschige Samen zeigen sich im Sommer als ganz zartlila Blüten die die Insekten des Waldes zum Schmaus einladen.
Der alte verlassene Bauwagen stand immer noch am Wegesrand und Brennnesseln ranken um die Wette als erster den Wagen zu überwuchern. Wespen haben ihr Quartier im Innern bezogen. Sie summten um die Wette auf dieser Waldlichtung
Das frische Grün der Buchen erstrahlt noch in vollem Glanz. Noch ist es nicht an der Zeit die Natur mit den bunten Farben zu überziehen, noch ist der Sommer im Land und die Buchecker müssen noch reifen. Uns spendet das grüne Blätterdach die Kühle und den Schatten vor der Sommersonne.
Auch der Apfelbaum steht noch im Saft und seine Früchte sind noch klein und müssen noch wachsen und reifen. Aber so eine Wanderung im Sommer hat auch ihren Reiz und macht Spaß.
Nach dem erholsamen Weg im Wald von Harscheid herunter fanden wir auf dem steilen Anstieg zur Burg doch schon die ersten Früchte des Waldes, Himbeeren säumten den Weg und schmecken sehr süß und würzig.
Dann endlich, die Burg und unser Zwischenziel ist erreicht und Marcus und Hanna erobern sie.
Der alte Indianer darf auch wieder in die Burg. Habe mich wohl letzten Herbst ordentlich benommen :-)
Ist es das Burgfräulein, das da aus dem Fenster schaut und uns hoffentlich mit einem kühlen Trunk erfrischt und willkommen heißt?
Diesmal sind wir durch das obere Tor und über den herrlichen Weg in Richtung Obliers weiter gegangen. Wir hatte ein Gefährt an der Straße von Liers vor der Wanderung geparkt.
Solch wunderschöne aber doch giftige Gesellen säumten unseren Weg und liesen doch die Augen auf ihnen ruhen und zeigten uns immer wieder wie schön doch die Natur sein kann.
Auf dem Weg zum Auto mussten wir noch über eine Weide mit ner Herde Kühe marschieren und den Liersbach überqueren.
Es war eine schöne Wanderung durch den sommerlichen Eifelwald.
Zurück im Auto suchten wir nach einem Eiscafé, das wir auch auf dem Marktplatz in Adenau fanden. Ein kaltes Cola und ein Erdbeerbecher waren der leckere Abschluss für einen entspannenden Nachmittag.
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